Lidkante und Meibom Drüsen

An jedem Ober- und Unterlid finden sich etwa 20-30 Ausführungsgänge von kleinen Talgdrüsen. Sie sind nach Ihrem Erstbeschreiber , dem Anatomen Heinrich Meibom (1638–1700) aus Helmstedt, benannt. Die Meibom-Drüsen produzieren eine ölige Flüssigkeit, die die  oberste (der Außenwelt zugewandte) Phase des Tränenfilms bildet. Wie Öl auf einer Pfütze an der Tankstelle vermindert diese die Verdunstung des darunterliegenden wässrigen Tränenfilms an der Luft.

Das eingetrocknete Sekret dieser Drüsen nennt der Volksmund "Schlafsand“ oder "Matzen". Eine Entzündung wird als Gerstenkorn bezeichnet, ähnlich einem Pickel an der Haut, oft jedoch deutlich schmerzhafter.

Verstopfen die Ausführungsgänge der Drüsen, fehlt die ölige Tränenfilmphase. Es kommt zur Hyper-Evaporation, also der zu raschen Verdunstung des natürlichen Tränenfilms. Gleichzeitig quillt die Lidkante, wird durch Mikro-Entzündungen rot, plump und kann leicht jucken. Das Auge wird schnell gereizt, rot und nass. Auch die Gefäße der Bindehaut werden weitgestellt und sichtbar.

Patienten stellen sich häufig mit der Anamnese einer "chronischen Bindehautentzündung" vor und haben bereits eine Vielzahl von antibiotischen, kortisonhaltigen und benetzenden Augentropfen oder Salben angewendet.

Zugrunde liegt letztlich eine Haut-Eigenschaft der Lidkante, die durch eine Vielzahl von Faktoren zum Tragen kommen kann. Diskutiert werden Wollwachs als Trägersubstanz von Augensalben, Konservierungsstoffe wie Benzalkoniumchlorid, Kosemetika, Schilddrüsen-Erkrankungen, Beta-Blocker, Demodex-Haarbalgmilben, Neurodermitis und zahlreiche andere. Auch die Chemotherapie bei Tumorerkrankungen kann die Meibom-Drüsen ungünstig beeinflussen.

Versteht man den Mechanismus der Hyper-Evaporation und daß die Hauteigenschaft der Lidkante eine natürliche Gegebenheit ist (wie Augenfarbe oder Haartyp), ergibt sich daraus die Schlussfolgerung, daß die ursächliche Behandlung der Lidkante wesentlich nachhaltiger ist als die wiederkehrende Anwendung von neuen Tropfen und Salben bei Symptomen.